Habano

Habano hat sich bei uns gut eingelebt. Alle, die etwas davon verstehen, sagen, dass wir mit ihm großes Glück gehabt haben. Er hat noch nichts Nennenswertes kaputt gemacht, kann gut alleine bleiben, wenn es sein muss, und ist absolut gutmütig. Man kann eigentlich alles mit ihm machen, er wird nie aggressiv. Bei anderen Hunden, die ihm gegenüber aggressiv werden, läuft er weg. Allerdings ist er ziemlich sicher kein Neufundländermischling, sondern ein Leonbergermix.
Seine Problemseiten sind seine schlechte Leinenführigkeit, und das ist bei einem 65-kg-Hund keine Kleinigkeit, seine Katzenintoleranz und seine Bellfreudigkeit, die unsere Nachbarschaft sehr belastet. Wir können ihn nur immer ganz kurz in den Garten lassen. Wir haben sehr viel mit ihm geübt und konnten die Leinenführigkeit von Note 6 auf Note 4 minus verbessern. Leider ist Habano nicht gewöhnt mit Menschen zusammenzuarbeiten. Im Haus geht das recht gut, im eigenen Garten auch noch, in unserer Wohnstraße (60 m Sackgasse) ist es schon deutlich schlechter und wenn wir richtig spazieren gehen, auch auf bekannten Strecken, nimmt er uns kaum noch wahr. Deshalb gibt es nur ganz kleine Fortschritte. Einen größeren Durchbruch haben wir mit der Katze geschafft. Heute Abend lag der Kater zum ersten Mal auf dem Sofa im Wohnzimmer, flankiert von 2 streichelnden Bewachern, und Habano war auf der anderen Seite des Couchtischs, kaum 1,5 m entfernt, auch mit einem Bewacher an seiner Seite. Er wollte natürlich zur Katze, er wollte auch bellen, aber wir haben beide Tiere nebenbei voll Leckerlis gestopft, so dass sie sich beruhigt haben. Sie haben sich dann lange angestarrt, aber inzwischen schlafen beide kaum einen Meter voneinander entfernt. Das sieht gut aus für ein zukünftiges friedliches Miteinander.
Die Hundetrainerin meint, Habanos Gebelle kommt davon, dass er nicht ausgelastet ist. Er ist ein sehr intelligenter Hund, dem Spazieren gehen alleine nicht genügt. Wir üben mit ihm Zirkustricks, weil er ein sehr schlechtes Körpergefühl hat, und andere Befehle, aber all das reicht nicht. Die Trainerin sagt, er möchte Wagen ziehen. Wir suchen schon eine Weile nach einer geeigneten Deichsel und Zuggeschirr, aber das ist nicht so einfach. Die Schlittenhunde haben tolle Deichseln, die den Hund bei einer engeren Kurve nicht in die Seite stechen, aber sie sind zu eng und kurz für unseren Habano. Als wir jetzt kürzlich soviel Schnee hatten, konnten wir einen Lenkschlitten ans Brustgeschirr anhängen (er hat eine Fußbremse). Da hat Habano meine Tochter mehrere Kilometer gezogen (siehe Fotos). Das Problem ist nur, dass er immer geführt werden muss, weil er sonst hingeht, wo er will. Er nimmt uns nicht wahr, wenn er draußen ist.
In Kürze möchten wir mit einer Trainerin einen Versuch mit Mantrailing machen,das ist eine weitere Idee unserer Hundetrainerin.  Für all das muss sich aber der Grundgehorsam noch erheblich verbessern.
Seit heute füttern wir zusätzlich Gemüseflocken, weil Habano ständig Hunger hat, aber eigentlich ein paar Kilos abnehmen soll. Er hat ziemlich sicher ein Hüftproblem (Dysplasie), ich will nur den Besuch bei der Tierärztin noch ein bisschen hinauszögern, weil das natürlich für ihn unangenehm ist und er soll noch ein bisschen Eingewöhnungszeit bekommen. Er denkt nur an Futter und die Beschaffung desselben, im Klartext: er klaut wie ein Rabe. Man kann ihn keine Sekunde mit Essbarem allleine lassen. Diese Woche habe ich einen Karton mit schon recht verschrumpelten Bauernäpfeln bekommen und sie schnell in den Flur gestellt, weil ich so dringend auf die Toilette musste. Als ich wieder zurückkam, fraß Habano Äpfel. Wir haben noch nichts gefunden, was er nicht mag. Kurz vor Weihnachten hat er in einem unbeobachteten Augenblick in der Küche einen riesigen selbstgebackenen Stollen ergattert und ihn quer im Maul durchs Wohnzimmer getragen, um einen guten Platz für die Vernichtung zu suchen. Mein Glück war, dass der Stollen doppelt in Alufolie eingeschlagen war, so dass ich ihn noch retten konnte. Heute hat er meine Rosinensemmel geklaut, die ich mir extra in der Stadt besorgt hatte, weil es sie in unserem Ort nicht gibt. Da war ich wirklich sauer.
All das bedeutet, dass wir ihn noch nicht mitnehmen können, wenn irgendwo Essen im Spiel ist, z.B. in ein Restaurant, zu Freunden, wenn ein Fest ist oder zu einer Familienfeier. Schade.
Es wird Sie freuen zu hören, dass ich eine deutliche Stundenerhöhung, die ich in meinem Beruf als Lehrerin angeboten bekommen habe, ausgeschlagen habe, damit Habano nicht noch länger alleine bleiben muss.


Frühjahr 2016